GLSDB ermöglicht präzisen Angriff auf weite Distanz
Militärische Auseinandersetzungen nehmen weltweit zu. Nicht zuletzt der Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel zeigt schonungslos auf, wie oft Zivilisten dabei in die Schusslinie geraten. Umso wichtiger sind im Gefecht präzise Waffen, die feindliche Ziele punktgenau erfassen und treffen, damit Kollateralschäden bestmöglich vermieden werden. Präzision ist aber nur eine Anforderung an moderne Waffensysteme.
Insbesondere für Bodentruppen, die Gefahren aus allen Richtungen ausgesetzt sind, braucht es Ausrüstung und Munition die vielseitig einsetzbar ist, leicht transportierbar und agil, um den multiplen Anforderungen moderner Kriegsführung gerecht zu werden. „Vor mehr als 10 Jahren haben wir die damals für Kampfjets entwickelte Small Diameter Bomb (SDB) gemeinsam mit Boeing auf den Prüfstand gestellt, um sie für den Bodeneinsatz zu adaptieren und damit für die Artillerie zur Verfügung zu stellen“, erklärt Morten Jensen, Ingenieur beim schwedischen Rüstungskonzern Saab. „Warum? Weil sie eine sehr hohe Reichweite hat und dabei ihr Ziel bis auf einen Meter exakt trifft. Fähigkeiten, die insbesondere für Soldaten am Gefechtsfeld Sicherheit bedeuten.“ Die Ground Launched Small Diameter Bomb (GLSDB) hat eine Reichweite von bis zu 150 Kilometer und ermöglicht so einen besonders großen Abstand zu gegnerischen Zielen oder Truppen.
Leise, störungsresistent, agil
Gerade bei Raketen, die aus größerer Distanz abgefeuert werden, erhöht sich die Gefahr der feindlichen Detektion und Störung. Die Langstrecken-Präzisionsrakete GLSDB ist jedoch hochentwickelt. „Sowohl in sämtlichen Tests als auch im tatsächlichen Einsatz schneidet sie im Vergleich zu anderen Systemen in Bezug auf die Störanfälligkeit erstklassig ab“, erklärt Jensen. GLSDB ist eine zuverlässige Ressource auf dem Gefechtsfeld. Dafür sorgt die innovative Technologie. GLSDB verfügt über sieben Satellitenkanäle zwecks Navigation sowie über Trägheitsnavigation und ein Anti-Störsystem. Diese Mechanismen in Verbindung mit Sicherheitsprotokollen und fortschrittlicher Kommunikationstechnologie gewährleisten die Kontinuität der Operationen mit GLSDBs.
Die Ground Launched Small Diameter Bomb integriert zwei kampferprobte Systeme: die Boeing Small Diameter Bomb I und die M26 Multiple Launch Rocket System (MLRS) Rakete. Ein Adapter verbindet die Bombe und den Raketenmotor miteinander. Saab hat zudem eine eigene Abschussplattform entwickelt, außerdem kann die GLSDB in das HIMARS/M270 oder Chunmoo integriert werden. Die Waffe kann auch in andere Plattformen integriert werden, wodurch ihre Signatur verringert und die Entdeckung durch den Gegner erschwert wird.
Angriff mit Rückendeckung
Wendigkeit beweist die Lenkrakete auch in gebirgigen Regionen oder dort, wo das Ziel in einem schwer zugänglichen Gelände liegt und als Alternative nur der Nahkampf in Frage kommt, der große Gefahren für Soldaten birgt. Mit einem verbundenen Missionsplanungssystem kann der Eintrittswinkel individuell und 360 Grad umfassend festgelegt werden. Das erhöht das Anwendungsspektrum enorm und ermöglicht auch das sogenannte Militärmanöver „reverse slope engagement“, also den taktischen Angriff von der Rückseite eines Hanges. Um die verschiedenen Eintrittswinkel zu erreichen, muss der Werfer zudem nicht bewegt werden – das spart wertvolle Zeit.
Integrierte hochpräzise GPS-Systeme, die von Trägheitsnavigationssystemen unterstützt werden, sorgen für die nötige Treffsicherheit. Auch Wind und Wetter beeinflussen die Flugbahn nicht. Durch Korrekturmechanismen können während des Fluges Manöver durchgeführt werden, um etwa Hindernissen auszuweichen. Teils kommen auch Laserzielsucher oder Kameras zum Einsatz, die das Zielbild in Echtzeit erfassen und so zum präzisen Ansteuern des Ziels beitragen.
Den Gegner zurückdrängen
Auch wenn Konflikte heute auf vielen Domänen gleichzeitig geführt werden, sind Bodenoffensiven nach wie vor besonders wirksam und oft kriegsentscheidend. Um den Schutz der Truppen und den der Zivilisten, die in Krisengebieten leben, bestmöglich zu sichern, muss es gelingen, den Feind und seine Stützpunkte soweit wie möglich von der Frontlinie zurückzudrängen – bei geringen Kollateralschäden. Auch die Ukraine hofft daher, bald GLSDBs im Kampf gegen Russland einsetzen zu können. Die Lieferung des Boeing/Saab Modells ist bereits in Planung. Anfang Oktober 2023 hat Jim Leary, Senior Director of Business Development bei Boeing auf der Jahrestagung der Association of the U.S. Army in Washington bestätigt, dass die Lieferung laut Zeitplan erfolgen wird. "Präzisionsgelenkte Waffen werden ein wichtiger Bestandteil der ukrainischen Gegenoffensive sein, da die Ukraine in der Lage sein wird, Ziele mit hohem Gewinn zu treffen und dadurch Russland zu zwingen, seine Einheiten und Munitionslager weiter weg zu verlegen. Das schwächt Russlands Nachschubwege und auch seine Fähigkeit, als kombinierte Streitmacht zu operieren", weiß Morten Jensen.
Wichtig für den Kampf am Boden ist auch die Schlagkraft, auch das wird im Ukraine-Konflikt wichtig. Die Möglichkeit, mehrere Raketen innerhalb kurzer Zeit zu starten und so die Bekämpfung vieler Ziele mit nahezu gleichzeitiger Wirkung zu neutralisieren, birgt enormes Potenzial. GLSDBs sind dabei nicht nur präzise, sie haben auch eine hohe Einschlagskraft und können Höhlen bzw. Verstecke im Untergrund durchbrechen, denn die Waffe ist ausgestattet mit einem Mehrzwecksprengkopf mit Spreng- und Splitterwirkung. Eine Fähigkeit, die beispielsweise im Gazastreifen – wo die Hamas ein umfangreiches Tunnelsystem betreibt – relevant sein könnte. Darüber hinaus gibt es auch eine Laser-Variante, die sich für die Bekämpfung mobiler Ziele besonders gut eignet. Ein programmierbarer Aufschlag- und Verzögerungszünder sorgt für tiefe Penetration oder auch den Nahbereichsbeschuss.
Kosteneffizienz wird immer entscheidender
Ihren Ursprung hat die Präzisions-Lenkwaffe in der Luft, nun beweist sie sich immer öfter als Allround-Talent am Boden. Es ist nicht das erste Mal, das Saab bestehende Systeme für andere Domänen adaptiert und somit Mehrwert schafft: „Da wir in allen Domänen sehr gut aufgestellt sind, können wir Synergien nützen und bestehendes Wissen auf andere Bereiche anwenden. Wir schauen uns in der Entwicklung immer sehr genau an, was ist schon vorhanden, was kann adaptiert werden und welche bewährten Fähigkeiten und Technologien können wir auf neue Systeme transferieren“, so Morten Jensen, Techniker und Experte für Langstreckenwaffen bei Saab.
In Zeiten, in denen Militärs aufgrund der zunehmenden Konflikte ihre Budgets und Ressourcen noch effizienter planen müssen, ein nicht unerheblicher Faktor. Waffensysteme wie GLSDB werden daher auch in Zukunft stetig weiterentwickelt werden, denn vielfältige Einsatzmöglichkeiten spielen eine Schlüsselrolle in der Erfüllung von Missionen. Systeme wie GLSDB sind mit Sicherheit die beste Lösung für Streitkräfte, die eine erschwingliche, hochpräzise Lösung mit großer Reichweite suchen.