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Saab Global
Saab Nimbrix counter drone engagement scenario

Die Drohnenflut stoppen: C-UAS-Systeme als oberste Priorität

6 min read

Die Bedrohung durch unbemannte Luftfahrzeuge (UAVs) hat sich in den letzten Jahren von einem Randphänomen zu einer ernsten Gefahr für Streitkräfte weltweit entwickelt. 

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Besonders deutlich wird dies in der Ukraine, wo kostengünstige Drohnen effektiv gegen alle Arten von Zielen eingesetzt werden – darunter Infrastruktur, mechanisierte Einheiten aber auch einzelne Soldaten. Dies verdeutlicht nicht nur die Bedrohung selbst, sondern auch den Bedarf an wirksamen und kosteneffizienten Gegenmaßnahmen. Trotz erheblicher Fortschritte bleibt die Frage: Wie gut sind die europäischen Streitkräfte auf die nächste Generation der Drohnenkriegsführung vorbereitet?

Bodenbasierte Luftverteidigungssysteme (GBAD) bestehen aus drei zentralen Komponenten:

  • Sensoren – die Augen der Operation,
  • einem Führungs- und Kontrollzentrum (C2) – dem Gehirn, und
  • Effektoren – die Muskeln, die benötigt werden, um Bedrohungen abzuwehren.

Hochmoderne Sensoren wie das weltweit führende Giraffe 1X-Radarsystem von Saab ermöglichen bereits heute die präzise Erfassung und Klassifizierung von Zielen, selbst wenn sie so klein wie Drohnen sind. Je nach Art des Ziels, Entfernung und Witterungsbedingungen kann Giraffe 1X Ziele mit einem Radarquerschnitt (RCS) von weniger als 0,01 Quadratmetern erfassen. Sensible Sensoren bedeuten jedoch auch, dass immer mehr Daten analysiert werden müssen. Dank der Rechenleistung moderner C2-Systeme und – künftig – durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, können große Datenmengen in Sekundenbruchteilen verarbeitet werden. Das daraus resultierende hohe Maß an Lagebewusstsein ermöglicht schnelle Entscheidungen und unterstützt die Auswahl des Effektors.

Soft Kill vs. Hard Kill: Zwei Ansätze zur Bedrohungsneutralisierung

In der Luftverteidigung gibt es zwei grundlegende Ansätze zur Neutralisierung von Bedrohungen: Soft Kill und Hard Kill. Diese Unterscheidung ist insbesondere bei Drohnenangriffen relevant, da Drohnen sowohl als Aufklärungswerkzeuge als auch als Präzisionswaffen eingesetzt werden können. „Wenn wir über C-UAS-Lösungen sprechen, müssen wir zunächst ein gemeinsames Verständnis schaffen und definieren, worüber wir genau sprechen: Geht es um Counter-UAS-Systeme, die in Friedenszeiten zum Schutz ziviler Infrastruktur eingesetzt werden, oder um jene, die Truppen an der Frontlinie vor Drohnenschwärmen schützen sollen? Sprechen wir über militärische (MOTS) oder kommerzielle (COTS) Produkte – und wie unterscheiden sich ihre Anschaffungskosten?“, erklärt Per Järbur, Luftverteidigungsexperte bei Saab. Das Spektrum der Verteidigungswaffen ist grundsätzlich vielfältig – von elektronischer Kriegsführung (EW) und Cyberabwehr bis hin zu kinetischen Waffen. Doch das Kostenverhältnis bleibt oft eine Herausforderung: Der Einsatz hochentwickelter Verteidigungssysteme ist häufig unverhältnismäßig teuer im Vergleich zu den geringen Kosten eines Drohnenangriffs. Während eine Drohne nur wenige hundert Euro kosten kann, betragen die Kosten für deren Abwehr mit modernen Waffen oft mehrere Millionen Euro – noch dazu bei langen Produktionszeiten.

Eine Antwort auf diese Herausforderung wird derzeit von Saab entwickelt: „Nimbrix“ ist eine Fire-and-Forget-Rakete, die das Ziel verfolgt, ein System bereitzustellen, das mit Zielsuchsystem, Hard-Kill-Gefechtskopf und kompaktem Design ausgestattet ist – und zwar zu geringen Kosten. Mit einem Gewicht von weniger als 3 kg wird die Reichweite bis zu 5 km betragen, mit einem aktiven Suchkopf zur Zielverfolgung. Der Gefechtskopf kann Drohnenschwärme durch einen Luftsprengmodus effektiv bekämpfen und so der zunehmenden Bedrohung durch kleine Drohnen auf dem Schlachtfeld entgegenwirken. Die ersten Auslieferungen von Nimbrix werden für 2026 erwartet – das System kann entweder eigenständig oder als Teil einer größeren Luftverteidigungslösung betrieben werden.

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Nimbrix ist unsere Antwort auf die Bedrohung durch unbemannte Fluggeräte, die in den letzten Jahren zugenommen hat. Es ist kostengünstig, was angesichts der zunehmenden Verbreitung von UAS auf dem Schlachtfeld von entscheidender Bedeutung ist.

Innovation im Minutentakt

In der Ukraine verändert sich der Einsatz offensiver Drohnen für Angriffe und Aufklärung derzeit alle drei bis vier Monate drastisch. Entsprechend müssen sich auch die Verteidigungstechnologien mindestens ebenso schnell weiterentwickeln. Eine bemerkenswerte Zusammenarbeit zwischen der Schwedischen Luftwaffe, der Schwedischen Wehrbeschaffungsbehörde (FMV) und Saab, gemeinsam mit Partnern, zeigt, wie schnell dies möglich ist: In nur 84 Tagen wurde das Konzept „Loke“ erfolgreich entwickelt – ein mobiles, anpassungsfähiges System für Kampfeinheiten.

Das modulare Konzept deckt die gesamte Wirkungskette ab und umfasst das bewährte Giraffe 1X-Radar sowie eine leichte Führungs- und Kontrolllösung, basierend auf dem SHORAD-Konzept. Effektoren wie eine kleine Kanone, montiert auf einer Trackfire-Fernwaffenstation, vervollständigen die Lösung. Diese kann sowohl an Land als auch auf See – etwa auf dem Combat Boat 90 von Saab – eingesetzt werden. Dieser innovative Ansatz bietet modernste Technologie, die gleichzeitig umfassend und flexibel ist und somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber Luftbedrohungen schafft. „Wir versuchen stets, einen Schritt voraus zu sein. Bei Loke haben wir daher keinen typischen Produktentwicklungszyklus über mehrere Jahre verfolgt, sondern einen innovativen Ansatz gewählt, um den neuen Herausforderungen zu begegnen. Durch die Umnutzung bestehender Produkte und die Integration neuer Funktionen und Technologien konnten wir das Konzept in Rekordzeit umsetzen“, erklärt Per Järbur. Loke ist skalierbar, anpassbar an neue Bedrohungen und kann mit zusätzlichen Sensoren und Waffenstationen erweitert werden. Das C-UAS-System kann sogar während der Verlegung weiterarbeiten und bietet somit kontinuierlichen Schutz auch in Bewegung.

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Das perfekte System existiert nicht

Saab ist bereits ein Vorreiter im Bereich der Hard-Kill-Effektoren, die insbesondere gegen große, komplexe Drohnen oder Luftangriffe durch Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt werden. Das RBS 70 NG-Luftverteidigungssystem deckt Reichweiten von bis zu 9.000 Metern und Höhen bis zu 5.000 Metern ab. Zudem ist die gelenkte Rakete störsicher und kann vom Gegner nicht beeinflusst werden. In den kommenden Jahren sieht Saab großes Potenzial bei Soft-Kill-Effektoren – wie Störsystemen oder Fangnetzen – sowie bei sogenannten „Hunter“-Drohnen, also Drohnen, die andere Drohnen bekämpfen. Gemeinsam mit Start-ups und Industriepartnern erforscht und entwickelt das Unternehmen neue Lösungen, um den Bedrohungen von heute und morgen gewachsen zu sein.

„Auch wenn wir ständig neue Produkte entwickeln und bereits über eine große Zahl hochentwickelter Systeme verfügen, sollten wir nicht auf die ‘goldene Lösung’ warten. Das perfekte C-UAS-System, das alle Bedrohungen abwehren kann, gibt es nicht – weder heute noch in Zukunft“, sagt Per Järbur. „Streitkräfte und Nationen müssen ihre spezifische Bedrohungslage und regionale Gegebenheiten so genau wie möglich analysieren und auf eine Kombination verschiedener Systeme setzen. Nur so können sie den vielfältigen Herausforderungen der modernen Drohnenkriegsführung begegnen.“ Der Experte betont zudem, dass eine gemeinsame Luftverteidigung – etwa im NATO-Kontext – notwendig sei. Dennoch haben die Bedrohungen im eigenen Hoheitsgebiet für die Streitkräfte der Mitgliedsstaaten derzeit höchste Priorität. Der rasante technologische Fortschritt und die damit einhergehende Zunahme von Drohnenangriffen verschärfen die Situation zusätzlich.

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Technisch ist vieles möglich – entscheidend ist die Geschwindigkeit

Es ist klar, dass die Entwicklung und Integration von C-UAS-Systemen für die Luftverteidigung in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung sein wird. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den NATO-Mitgliedsstaaten wäre dabei von großem Vorteil. Interoperable Systeme werden gemeinsame NATO-Operationen erleichtern. Heute liegt die Herausforderung weniger in der Technologie als vielmehr in der Kosten-Nutzen-Abwägung („cost per kill“). Neben der Standardisierung von Technologien spielen aber auch die Ausbildung eigener Truppen und die kontinuierliche Weiterentwicklung von Taktiken eine zentrale Rolle. Eine universelle Lösung gibt es nicht – aber es gibt bereits sehr wirksame Systeme und einen dringenden Bedarf, der wachsenden Bedrohung durch Drohnen entschlossen zu begegnen.

Gripen C

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Saab pflegt seit Jahrzehnten gute partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem österreichischen Bundesheer sowie mit der lokalen Industrie. Österreich vertraut seit über 50 Jahren in die Produkte von Saab.

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