Mit Giraffe 1X den grössten Offshore-Windpark der Welt sichern
Nicht nur in Europa, sondern weltweit findet ein großer Ausbau der nationalen Energieinfrastruktur statt. Es wird vorausgesagt, dass die Offshore-Windenergie eine wichtige Stromquelle für Europa sein wird, das bis 2050 seine Treibhausgasemissionen auf Null reduzieren will. Dies erfordert einen raschen Ausbau der Windparks, der erhebliche Auswirkungen auf die Küsten- und Offshore-Umgebung haben wird, und zwar in einem bisher nicht gekannten Ausmass, das es zu schützen gilt. Dies kann als entscheidender Schritt in Richtung erneuerbare Energiekapazitäten angesehen werden, um den Übergang zu einer Gesellschaft ohne fossile Brennstoffe zu ermöglichen.
Um den Ausbau der grossen Infrastrukturverpflichtungen zu steuern und zu sichern, muss eine Lösung für die Koexistenz von Luftverteidigung und Offshore-Windenergie gefunden werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Staaten weltweit ihre Luftverteidigungs- und Frühwarnkapazitäten aufrechterhalten und gleichzeitig ihr Offshore-Windpotenzial voll ausschöpfen und die Sicherheitsinteressen ihres Landes schützen können.
Saab und das dänische Unternehmen Ørsted, bekannt für sein globales Geschäft mit erneuerbaren Energien, testeten im September und Oktober 2021 ein Offshore-Radarkonzept mit dem 3D-AESA-Radarsystem Giraffe 1X auf dem weltweit grössten in Betrieb befindlichen Offshore-Windpark Hornsea 1, 120 Kilometer östlich der Küste von Yorkshire in britischen Gewässern. Die Tests, die mit guten Ergebnissen durchgeführt wurden, sind von Schweden aus ferngesteuert und von Dänemark aus von Saab, Ørsted, der Königlichen Dänischen Luftwaffe und der britischen Flugsicherung NATS überwacht worden. Ziel war es, die Beeinträchtigung des Luft- und See-Lagebildes durch Offshore-Windparks zu mindern und die Leistung in einer Küsten- und Offshore-Umgebung mit Parametern wie extremen Wetterbedingungen und höchsten Windgeschwindigkeiten zu validieren.
Vielversprechendes Umfeld für Giraffe 1X
Die Überwachung und Frühwarnung des Luftraums eines Landes ist von entscheidender Bedeutung für die Staaten, um ihre Bürger und kritischen Infrastrukturen vor Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Langstrecken-Luftverteidigungsradare wurden jahrzehntelang an Land aufgestellt, auf hochgelegenem Gelände mit ungehinderter Sicht auf das Meer, um Bedrohungen besser einschätzen zu können. Radare wie Giraffe 4A scannen jeden Tag rund um die Uhr riesige Lufträume und erkennen Bedrohungen und Anomalien aus der Luft. In den letzten zehn Jahren wurden auch die Auswirkungen von Offshore-Windkraftanlagen auf die Frühwarnradare der Luftverteidigung erkannt. Offshore-Windturbinen sind gross, zahlreich und sie bewegen sich. Jedes Blatt ist etwa 70 bis 100 Meter lang, und in Zukunft könnten die Blätter von Windkraftanlagen noch länger sein. Diese Bewegung werden vom Radar erfasst und führen zu unerwünschten Störungen, Leistungseinbußen und Beeinträchtigungen auf den Radarschirmen. Offshore-Windparks entfernen sich immer weiter von der Küste, und die Krümmung der Erde ist immer noch eine Tatsache, während sich gleichzeitig die maritime Umgebung und die Aktivitäten ändern.
Klein und leistungsstark
Ein hochauflösendes Offshore-3D-Radar mit kurzer oder mittlerer Reichweite kann eine flexible und kostengünstige Lösung sein. Giraffe 1X ist eine Kombination aus operativer Flexibilität, Multitasking-Fähigkeiten und Mehrzweckeinsatz für die gleichzeitige Verfolgung von bis zu 600 Luftzielen und anderen Arten von Zielen. Das System bietet auch eine ELSS-Funktion (Enhance Low, Slow and Small) zur Erkennung von Flugzielen. Diese Technologie und Anwendung ermöglicht und ergänzt das Situationsbewusstsein in und um Offshore-Windparks und sogar jenseits des Radarhorizonts der bodengestützten Langstreckenradare.
Offshore-Windparks erzeugen jedoch nicht nur Energie, sondern auch zunehmend Aktivitäten von Schiffen, Helikoptern und unbemannten Luftfahrzeugen (UAVs), die für den Bau, den Betrieb und die Wartung dieser Windparks erforderlich sind. Diese Aktivitäten müssen für den sicheren Betrieb der Offshore-Infrastruktur überwacht werden, nicht zuletzt um Such- und Rettungsdienste bei ihren Einsätzen zu unterstützen.
Koexistenz von Verteidigung und Offshore-Windenergie
Die vielversprechende Zusammenarbeit zwischen Saab und Ørsted ist wegweisend auf dem Gebiet der gegenseitigen Koexistenz. Die Versuchsergebnisse mit Giraffe 1X im grössten Offshore-Windpark der Welt werden von beiden Partnern in der nächsten Phase mit den relevanten staatlichen Akteuren geteilt. Ziel ist es, die Akzeptanz von Meeresgebieten und spezifischen Projekten durch die Behörden zu ermöglichen. Darüber hinaus soll ein standardisierter Ansatz entwickelt werden, um die Koexistenz von Verteidigungs- und Offshore-Windenergie langfristig zu gewährleisten. All dies trägt dazu bei, die Wissens- und Kompetenzbasis hinsichtlich realistischer Anforderungen an Offshore-Windparks und deren Situationsbewusstsein bei staatlichen Akteuren, einschliesslich der Streitkräfte, weiter auszubauen.